Historische Veränderungen und Renaturierung (prä-)alpiner Flussauen in Deutschland- bisherige Erfolge und zukünftige Potentiale zum Erhalt der Biodiversität
Laufzeit: 2016–2023
Förderung: Bayerischer Naturschutzfonds | Bundesumweltministerium (BMU) | Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Kontakt: Johannes Kollmann | Romy Wöllner (geb. Harzer) (Stipendium)
Dissertation: Romy Wöllner (2023)
Über
Flüsse und ihre Auen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in Deutschland. Gleichzeitig gehören sie auch zu den vom Menschen am meisten genutzten Landschaftsstrukturen. Ob durch Hochwasserschutz, Wasserkraft, Landwirtschaft, Fischerei oder Tourismus- seit rund 200 Jahren wurden Flussauen in ihrer Morphologie und Hydrologie stark verändert. Die Beeinträchtigung des natürlichen Wasser- und Geschiebehaushalts wirkte sich bei den „wilden“ dynamischen Fließgewässern der Alpen besonders gravierend aus. Sie verloren durch die „Zähmung“ einen Großteil ihrer einzigartigen Habitatvielfalt. Lebensräume mit extremen Standortverhältnissen, wie ufernahe Kies- und Sandbänke, sind in größerem Umfang heute nur noch an wenigen Flussabschnitten in Bayern zu finden. In der Folge gingen auch die zahlreichen hochspezialisierten Arten stark zurück. Viele der frühsukzessionellen Arten sind mittlerweile vom Aussterben bedroht. Ob die Einhaltung der nationalen und internationalen Ziele zum Erhalt der biologischen Vielfalt gelingt, hängt daher zu einem großen Teil vom zukünftigen Umgang mit den Flussauen ab.
Das Ziel der Studie ist es aufzuzeigen, wie die Effektivität bei Flussrenaturierungen als auch bei Schutz und Wiederansiedlung von Zielarten gesteigert werden kann. Aus der Verknüpfung von der Analyse historischer und aktueller Landschaftsstrukturen und dem Bestandsrückgang der Zielarten sollen Schwellenwerte für Habitatstrukturen abgeleitet werden, die für die Etablierung von Populationen unabdingbar sind. Daraus sollen sich quantitative Zielwerte für zukünftige Renaturierungsprojekte ergeben, die den Erfolg von Revitalisierungsprojekten und gleichzeitig auch Wiederansiedlungen verbessern. Als Modellökosystem werden die deutschen Alpenflüsse herangezogen. Sie besitzen eine hohe Relevanz für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland. Folgende Fragestellungen sollen im Rahmen der Studie beantwortet werden:
- In welchem Zusammenhang stehen die Veränderungen der Flussauen mit dem Rückgang gefährdeter Zielarten?
- Welche Zusammenhänge gibt es heute zwischen der Abundanz der Zielarten und der Habitatstruktur? Gibt es Unterschiede zwischen der historischen und aktuellen realisierten Nische der Zielarten?
- Inwieweit wurden durch Renaturierungsmaßnahmen Habitate mit benötigter Struktur und Größe wiederhergestellt?
- Welche Erfolge konnten in Hinblick auf die Etablierung von Zielarten erreicht werden?
Potentialstudie zur Wiederansiedlung von Wildflussarten im bayerischen Alpenraum (2016–2017)
Im Rahmen des Hotspot-Projektes Alpenflusslandschaften des BfN wird im Auftrag des WWF eine einjährige Studie durchgeführt, die das Potential für Schutzmaßnahmen sowie für die Wiederansiedlung ausgewählter Wildflussarten abschätzen soll. Ziel ist es, Empfehlungen für mögliche Maßnahmen der Revitalisierung der Standorte sowie für eine Populationsstärkung und ?entwicklung der Wildflussarten zu geben.
Die Untersuchung bezieht sich auf die Hotspotregionen 2 und 4, d.h. „Ammergebirge, Niederwerdenfelser Land und Obere Isar“ sowie „Ammer-Loisach-Hügelland und Lech-Vorberge“. Der Projektzeitraum erstreckt sich von Oktober 2016 bis September 2017.
Von den in Bayern teils stark gefährdeten Wildflussarten werden in der Studie Deutsche Tamariske (Myricaria germanica), Zwergrohrkolben (Typha minima), Uferreitgras (Calamagrostis pseudophragmites) und die Sklavenameise (Formica selysi) untersucht.
Das Projekt umfasst eine detaillierte Literaturrecherche und Expertenbefragungen zur ehemaligen und rezenten Verbreitung der Arten. In Kombination mit Felderhebungen entsteht ein Überblick über die Bestandssituation der einzelnen Populationen in den genannten Hotspotregionen. Die Ergebnisse sollen aufzeigen, wo im Projektgebiet Stützungsmaßnahmen für isolierte Populationen bzw. Wiederansiedlungen notwendig und aus fachlicher Sicht sinnvoll sind. Dabei werden auch bereits durchgeführte bzw. geplante Revitalisierungsmaßnahmen an den Alpenflüssen in die Ausweisung von potentiellen Flächen für eine Wiederansiedlung miteinbezogen. Des Weiteren werden fachliche Empfehlungen für die einzelnen Wiederansiedlungen gegeben, insbesondere zur Lage der Spenderpopulationen sowie zur Kultivierung und Ausbringungsmethodik.
Partner
Bundesamt für Naturschutz (Projektseite)
Fachhochschule Erfurt
Universität Hannover
WWF Deutschland